anwend.bar

Gedächtnissport

Besonders unterhaltsam sind sie nicht, Binärzahlen wie IOOIOIIIOIO, und sie laden kaum zum sinnerfassenden Erinnern ein. Wem es gelingt, sich eine Reihe von Kreisen und Strichen zu merken, erntet je nach Publikum Bewunderung oder Befremden.

Die Ziffern von 0 bis 9 werden immerhin zu Kontonummern, Geheimzahlen oder Telefonnummern zusammengesetzt, so dass die Klage »Ich kann mir einfach keine Zahlen merken« durchaus Verständnis findet. »Ich kann mir einfach keine Binärzahlen merken« würde dagegen statt Mitgefühl eher die erstaunte Nachfrage auslösen: »Warum willst du das denn?«

Gedächtnissportler*innen haben einfach Freude am Auswendiglernen und brauchen keinen besonderen Grund, so wie Hobbyläufer*innen laufen, ohne dass sie es eilig haben oder auf der Flucht sind. Um das aber auch uns geistigen Couchpotatoes zu veranschaulichen, tritt der Gedächtnisweltmeister Boris Nikolai Konrad in ungewöhnlichen Fernsehformaten auf und denkt sich reizvolle Aufgaben für sich und andere aus: Im chinesischen Fernsehen merkt er sich von 100 Glühbirnen, welche leuchten und welche nicht, der Sportmoderatorin Andrea Kaiser bringt er bei, sich die Ergebnisse von 30 Elfmeterschüssen einzuprägen und 30 Brautpaare werden in der Grips-Show gemischt und aus dem Gedächtnis wieder zusammengesetzt.

Falls man also im chinesischen Fernsehen nach leuchtenden Glühbirnen gefragt wird oder 30 Brautpaare mal wieder vergessen haben, wen sie eigentlich heiraten wollen, dann sind diese Fähigkeiten natürlich unbezahlbar. Im Alltag kommt es dagegen häufiger vor, dass sich Schüler*innen das Einmaleins merken sollen, Vokabeln oder schwierige Merkwörter.

Völlig unterschiedliche Gedächtnisleistungen basieren darauf, die Binärzahlen in Dezimalzahlen umzurechnen und diese dann mit der gleichen Methode zu lernen, die auch bei der Kreiszahl Pi funktionieren – solange man sich nicht von den Couchpotato-Stimmen »Warum willst du das denn lernen?« ablenken lässt. Am 14. März bietet immerhin der internationaler Pi-Tag die Gelegenheit, nonchalant einige Nachkommastellen von Pi in die Unterhaltung einzuwerfen.

Die Erfolge der Gedächtnistechniken sind unbestritten. Zweifel bestehen eher an Nützlichkeit und Anwendbarkeit. Deshalb werden hier bis zum Pi-Tag 2021 Möglichkeiten vorgestellt, diese Techniken in den Schul- und Lernalltag einzubauen.

Wir freuen uns auf Anregung und Empfehlungen von Lehrenden und Lernenden (wer ist das nicht?!) per Mail oder einfach hier im Kommentarfeld.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert