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Schreibblockaden

»Kein Alkohol ist auch keine Lösung« singen die Toten Hosen. Doch James N. Frey warnt in seinem Klassiker »Wie man einen verdammt guten Roman schreibt« vor dem Versuch, sich das Schreiben schönzutrinken:

»Eine Schreibblockade ist kein Hirngespinst. Wenn Sie feststellen, dass Sie nicht weiterkommen, geraten Sie nicht in Panik. Ein Feigling wird in Panik geraten und in die nächste Kneipe rennen. Das funktioniert zwar, aber der Verlust an Kontrolle hat einen negativen Einfluss auf das Produkt. Sie müssen so gut wie alles wegwerfen, was Sie in alkoholisiertem Zustand geschrieben haben.«

Für die Schreibdilettanten Axel Hollmann und Marcus Johanus gehören Schreibblockade und Prokrastination zum Leben als Autor*in dazu. Sie unterscheiden:

Bei der Schreibblockade hat man keine Ahnung, was als nächstes passiert und ist ratlos, wie es weitergehen soll. 

Bei der Prokrastination weiß man, was zu tun ist, tut es aber trotzdem nicht. 

Die Prokrastinationsexpertin Frauke Niehues nennt als mögliche Ursachen:

»Ich schiebe Aufgaben auf…

… die mich langweilen
… die zeitaufwendig sind
… bei denen Erfolg erst mittel- oder langfristig spürbar wird
… bei denen ich mich fremdbestimmt fühle
… bei denen ich den ersten Schritt nicht kenne
… die Versagensangst auslösen
… von denen ich denke, dass ich sie unter Druck gut oder besser hinbekomme
… von denen etwas abhängt
… die mich an etwas Negatives erinnern
… die ich perfekt machen will«

Bei so vielen möglichen Gründen ist es eigentlich ein Wunder, wenn überhaupt mal irgendeine Aufgabe beendet wird.

Schreibblockaden können einschlagen wie ein Blitz. Die Ursachen sind dagegen nicht in weit entfernten Gewitterwolken zu finden, sondern eher im Inneren der Autor*innen: »Was führt dazu, dass ein Autor, der noch am Vortag wie besessen in die Tasten gehauen hat, plötzlich vor seinem Computer sitzt, auf den Bildschirm starrt und kaum ein Wort schreibt? Woran liegt es, dass er die wenigen Worte, die er mühsam zustande gebracht hat, gleich wieder löscht und am Ende des Schreibtages nichts vorzuweisen hat außer Frust und schlechter Laune? Was meinen Sie?«, fragen Axel Hollmann und Marcus Johanus und bieten mögliche Erklärungen an: »Hat er die Götter des Olymps erzürnt, sodass ihn die Musen nicht mehr küssen? Oder besaß er eine besondere Gabe, die völlig unvermittelt verschwunden ist?«

Wer ein statisches Selbstbild hat oder an zickige Musen glaubt, muss tatsächlich befürchten, dass das Schreibtalent plötzlich versiegt ist. Diese Sorge erfüllt sich selbst: »Dummerweise verstärken sich diese Zweifel, je länger Sie auf den Computer starren, denn der leere Bildschirm beweist Ihnen ja (scheinbar), dass Sie nicht das Zeug zum Schriftsteller haben.«

Die Schreibdilettanten empfehlen das Gegenteil: »Schreiben Sie, egal was!«

Denn nicht zu schreiben ist auch keine Lösung.

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