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Schreibtagebuch

Ryder Carroll war kein guter Schüler: »Meine Probleme gingen schon in der Grundschule los, mit furchtbaren Noten, den rotgesichtigen Lehrern, den resignierten Nachhilfelehrern.«

Wie aus diesem Fehlstart eine Erfolgsgeschichte wurde, beschreibt er auf 333 Seiten in seinem Buch »Die Bullet-Journal-Methode – Verstehe deine Vergangenheit, ordne deine Gegenwart, gestalte deine Zukunft«.

Doch zurück zu Ryders Schulzeit: »Ich bewunderte meine erfolgreichen Kameraden mit ihrer unbeirrten Aufmerksamkeit und ihren mit detaillierten Notizen vollgepackten Terminplanern. Ordnung und Disziplin faszinierten mich zunehmend und wirkten wunderschön und befremdlich zugleich.« Offenbar konnten die anderen etwas, was ihm nicht gelang. Und wie lernt man eine neue Fähigkeit? Durch Versuch und Irrtum. Viel Versuch und viel Irrtum. So bastelte Ryder jahrelang an seinem eigenen System und kombinierte Terminplaner, Tagebuch, Notizbuch, Skizzenbuch und To-do-Listen.

Das System half ihm immerhin soweit, dass er als Erwachsener keine Chef*innen hatte, die vor Wut über sein Chaos rot im Gesicht anliefen. Er konnte sogar einer Kollegin helfen, die auf ihrem chaotischen Schreibtisch versuchte, mit Notizbüchern, Klebezetteln und Papierschnipseln ihre Hochzeit zu planen. Ryder Carroll stellte sein Geheimrezept auf einer eigenen Website vor und freute sich über die ersten hundert Besucher*innen. Aus hundert wurden hunderttausend, und inzwischen gibt es Communities auf der ganzen Welt. Was also macht das Bullet Journal so beliebt, gerade bei Autor*innen?

Es lockt mit dem Versprechen, mit weniger Arbeit mehr zu erreichen. Das klingt so unglaublich wie ein Märchen. Zwar ist das Bullet Journal kein Zauberbuch, sondern nur ein Notizbuch und Pflichten lassen sich nicht wegzaubern. Doch wer es öffnet, kann die allgegenwärtige Informationsflut für einen Moment stoppen und sich auf die eigenen Anliegen besinnen.

Die Seiten sind bis auf kleine Pünktchen ganz leer. Da das englische Wort »Bullet« nicht nur Gewehrkugel bedeutet, sondern auch Aufzählungszeichen, gaben die Bullets dem Journal seinen Namen. Sie sind Treffpunkte für Notizen, Aufgaben und Ereignisse, sortiert nach Daten oder nach Themen.

Marcus Johanus von den Schreibdilettanten nutzt das Bullet Journal zum Brainstormen für seine Buchtitel ebenso wie als Erfolgstagebuch, um den Fortschritt beim Schreiben und Überarbeiten zu visualisieren. Zum Malen und Ausmalen nutzt er es nicht, obwohl das eine beliebte Beschäftigung ist und dadurch zum Prokrastinieren verführt.

Auch für Ryder Carroll ist die Form zweitrangig: »Es geht nicht darum, wie dein Bullet Journal aussieht; es geht darum, welche Gefühle es in dir auslöst und was es dir bringt.«

Wir freuen uns auf Anregung und Empfehlungen von Lehrenden und Lernenden (wer ist das nicht?!) per Mail oder einfach hier im Kommentarfeld.

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