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Schreibtechnik

Wer an einem Sportplatz vorbeiflaniert, kann dort nimmermüde Athlet*innen beobachten, die zum Spaß oder für Wettkämpfe trainieren. Ob talentiert oder nicht – niemand erwartet, dass Leistungssportler*innen ohne Vorbereitung eine Goldmedaille gewinnen. 

Autor*innen dagegen scheinen sich mühelos vom ersten Einfall bis zum stilistisch makellosen Manuskript voranzuschreiben. Ideen fliegen ihnen zu und Stil ist angeboren. So der Mythos. 

Die Schreibdilettanten Axel Hollmann und Marcus Johanus halten Ideen für überschätzt: »So ganz unwichtig sind Ideen natürlich nicht. Haben Sie eine Idee, die Sie nicht mehr loslässt und die Sie fasziniert, lassen Sie sich auf sie ein. Trotzdem sollten Sie nicht darauf warten, dass Ihnen etwas noch nie Dagewesenes, Überwältigendes und Sensationelles einfällt, bevor Sie damit anfangen, an Ihrem Roman zu arbeiten. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass das nie passieren wird.«

Das Image von genialen Autor*innen werde geprägt durch das »jahrhundertelang kultivierte Bild des herausragenden Talents, das von der Muse geküsst große Kunst erschafft, ohne dafür je etwas lernen und üben zu müssen. Denn schließlich ist Schreiben ja eine Begabung, keine Fähigkeit, die man entwickeln und an der man arbeiten kann.«

Die Psychologieprofessorin Carol Dweck nennt das ein statisches Selbstbild: »Menschen mit einem statischen Selbstbild erwarten allen Ernstes, dass Fähigkeiten sich von alleine einstellen, ohne jeden Lernprozess. Man hat es eben oder man hat es nicht.« Fleiß ist dann quasi der Beweis für mangelndes Talent. Doris Dörrie warnt, dass der Schreibmuskel »verkümmert, wenn man ihn nicht trainiert«. Gerade ein verkümmerter Muskel spricht ja eher für den Muskelaufbau als dagegen. »Ich kann nicht mit Gewichten trainieren, weil mein Bizeps zu schwach ist« wäre eine lahme Ausrede.

Stephen King schrieb neben Horrorromanen auch ein Sachbuch über das Schreiben: »Ich glaube, dass sehr viele Menschen zumindest etwas Talent zum Schreiben oder Erzählen besitzen und dass dieses Talent verfeinert und gefördert werden kann. Wäre ich davon nicht überzeugt, wäre es reine Zeitverschwendung, ein Buch wie dieses zu schreiben.«

Die Schreibdilettanten machen Mut: »Wir sind der Überzeugung, dass mit Know-how, der richtigen Motivation und ausreichend Übung jeder dazu in der Lage ist, gute Romane zu schreiben. Doch diese Überzeugung ist viel zu häufig verpönt.«

Bereitwillig teilen sie ihre Techniken: »Autoren stellen für viele so was wie Bühnenzauberer dar, denen sie mit vor Staunen offenen Mündern in ihren Shows huldigen dürfen. Aber es ist verboten, nach ihren Tricks zu fragen. Das Arbeitszimmer des Autors ist eine Blackbox.«

Schreibtechnik sei kein Hexenwerk, sondern wird als Zaubertrick entlarvt. In ihrem Buch und in über 500 Beiträgen gewähren die Schreibdilettanten Einblick in ihre Trickkiste.

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