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Schreibfreude

Das Wort »Dilettant« kommt vom italienischen Verb »dilettare« (»erfreuen«). Die selbsternannten Schreibdilettanten Marcus Johanus und Axel Hollmann erfreuen sich nicht nur selbst am Schreiben ihrer Krimis und Thriller. Seit 2012 lassen sie auch die Hörer*innen ihres Podcasts und die Zuschauer*innen ihres Youtube-Kanals daran teilhaben und erfreuen sie mit wöchentlichen Beiträgen rund ums Schreiben.

1993 lernten sie einander beim Rollenspielen kennen und übertrugen ihre Begeisterung für gespielte Fantasiewelten auf beschriebene Fantasiewelten.

Zum Abschluss ihres Ratgebers »Romane schreiben und veröffentlichen für Dummies« geben sie allen Dummies den Wunsch mit auf den Weg: »Genießen Sie das Schreiben« und raten konkret: »Wenn Sie das nächste Mal an Ihrem Laptop sitzen und in die Tasten hauen, halten Sie einen Moment inne, atmen Sie tief durch und erfreuen Sie sich an dem einzigartigen Abenteuer, Autor zu sein!«

Wie kommt es, dass diese Freude häufig verlorengeht? »Als Grundschüler schrieben wir unsere ersten Romane. Unbekümmert tippten wir in nur wenigen Wochen 300 Seiten und mehr auf einer Schreibmaschine. Wir ahnten nichts von Schreibtheorien, machten uns keine Gedanken über Figuren und Handlung, über die Qualität der Sprache und so weiter. Und danach? Danach wurden wir erwachsen.«

Das Erwachsenwerden lässt sich nicht vermeiden. Perfektionismus schon eher: »Unsere Maßstäbe waren so hoch geworden, dass wir sie mit einem ersten Entwurf nie erfüllen konnten. Mit anderen Worten: Unser Erbsenzähler hatte über unseren Rebellen gesiegt.« Die Lösung: »Erst als wir erfuhren, dass es normal ist, ein ›mieses‹ Manuskript zu schreiben, haben wir es geschafft, uns überhaupt wieder dem Romanschreiben zu widmen.«

Die Schreibdilettanten empfehlen eindringlich, das Schreiben und das Überarbeiten voneinander zu trennen: »Es ist praktisch unmöglich, im ersten Entwurf gleichzeitig kreativ und perfekt zu sein. Der Versuch, auf Anhieb einen hervorragenden Text zu schreiben, dürfte deshalb der Hauptgrund dafür sein, dass viele frustriert ihre Versuche, einen Roman zu schreiben, abbrechen.«

Der Spaß am Schreiben wird aus unterschiedlichen Gründen frustriert. Deadlines vom Verlag für professionelle Autor*innen, keine Deadlines für Autor*innen auf der erfolglosen Suche nach einem Verlag… Immer diese Verlage!

Nur zum Vergnügen und für sich selbst zu schreiben, erscheint abwegig, während viele andere Hobbys auch ohne Ehrgeiz oder Hoffnung auf Publikum oder Honorar ausgeübt werden. Dazu fordert ein Kalenderspruch auf, der Mark Twain zugeschrieben wird, doch klingt er eher untypisch für den Satiriker: »Tanze, als würde niemand zusehen. Singe, als würde niemand zuhören.«

Und schreibe, als würden alle Erbsenzähler*innen blaumachen.

Wir freuen uns auf Anregung und Empfehlungen von Lehrenden und Lernenden (wer ist das nicht?!) per Mail oder einfach hier im Kommentarfeld.

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