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Erfolgscoaching

»Viele, die erfolgreich werden wollen, haben nicht das richtige Mindset«, schwäbelt der selbsternannte Erfolgscoach. »Die haben nämlich ein Mindset, an Feiertagen wie Ostern wird nicht gearbeitet.«

Jan Böhmermann pflichtet ihm bei: »Jesus, auch ein High Performer, hat Ostern gearbeitet. Jesus war motiviert. Er ist sogar extra auferstanden an Ostern, um zu performen.«

Coaching reicht sogar noch weiter zurück als bis in biblische Zeiten: »Ist nicht jeder ein Coach? Neandertaler zeigt einem anderen Neandertaler, welcher Faustkeil bei der Mammutjagd die Erfolgschancen skaliert. Faustkeilcoaching.« Ob die Faustkeilcoaches eine 110-prozentige Erfolgsgarantie gegeben haben, ist nicht überliefert. Die heutigen Erfolgscoaches versprechen sogar passives Einkommen. ZDF Magazin Royale testet das Angebot: »Damit Sie, liebe Low Performer, auch wissen, was Sie erwartet, haben wir das für Sie mal ausprobiert.«

Bei dem großspurig angepriesenen Coaching geht es dann aber gar nicht ums Mindset, sondern um ein illegales Schneeballsystem. Das angebliche Coaching besteht darin, dass gutgläubige Kund*innen das Coaching weiterverkaufen. »Wenn wir anderen Leuten das gleiche Coaching verkaufen, auf das wir gerade hereingefallen sind, bekommen wir Provision.«

Der Begriff »Mindset« wurde von Carol Dweck geprägt. Sie unterscheidet die Einstellung, dass unsere Fähigkeiten festgelegt sind (fixed mindset) vom Glauben, sich durch Anstrengung verbessern zu können (growth mindset). In ihrem Buch »Mindset. The New Psychology of Success« warnt sie vor unrealistischen Versprechen und nichtssagenden Parolen. Daher eignet sie sich gerade nicht als Galionsfigur für Hochstapler und Marktschreier.

Auch ohne High-Performer-Mindset lässt sich leicht erkennen, dass Schneeballsysteme nicht funktionieren können. Da sie eine exponentielle Wachstumskurve aufweisen, reicht schon bald die gesamte Weltbevölkerung nicht mehr aus. Und da Aliens für ihren Argwohn bekannt sind, fallen sie eher nicht auf Humbugcoaching herein.

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