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Erklärungsmuster

Martin Seligman vermutet, dass es nicht ausschlaggebend ist, was einem Menschen widerfährt, sondern vor allem, wie er sich diese Erfahrungen erklärt. Ein Miesepeter wie er wird andere Begründungen finden als ein Glückspilz. Bereits in der Kindheit bilden sich Erklärungsmuster heraus, die die Reaktion auf Erfolge und Misserfolge beeinflussen.

Das halbvolle oder halbleere Glas dient als Symbol für die Unterscheidung zwischen Optimismus und Pessimismus. Bei der sogenannten Attribution handelt es sich um Denkgewohnheiten, mit denen Ereignisse erklärt werden.

Dabei lassen sich drei Dimensionen unterscheiden:

1. Dauerhaftigkeit: stabil oder instabil

Stabile Ursachen werden mit Begriffen wie »immer« oder »nie« beschrieben. Wer dagegen in Abstufungen denkt, benutzt eher Wörter wie »manchmal« oder »im Moment«. Ist und bleibt das Glas halbleer oder ist es das nur jetzt gerade?

2. Geltungsbereich: global oder spezifisch

Während sich die Dauerhaftigkeit auf die Zeit bezieht, gibt der Geltungsbereich den Umfang an, für den eine Erklärung gilt. Ist nur das Wasserglas halbleer oder auch die Kaffeetasse und das Weinglas?

3. Personalisierung: internal oder external

Bin ich überhaupt verantwortlich für das, was mir geschieht (internal) oder sind andere Menschen oder die Umstände die Ursache (external)? Wer hat das Wasser eingeschenkt, ausgetrunken oder verschüttet?

Die Erklärungsmuster von Kindern und ihren Eltern weisen in allen drei Dimensionen erstaunliche Ähnlichkeiten auf. Kinder nehmen also nicht nur wahr, was ihre Eltern inhaltlich zu ihnen sagen, sondern auch, welche Zusammenhänge sie herstellen und welche Ursachen sie nennen. Sie hören, wie ihre Eltern die eigenen Missgeschicke erklären, und auch die Kritik von Eltern und Lehrer*innen an ihnen prägen die Denkgewohnheiten der Kinder.

Ob ein Mensch nach einem Misserfolg mit Hoffnungslosigkeit reagiert oder hoffnungsvoll in die Zukunft blickt, hängt besonders von zwei Dimensionen des Erklärungsmusters ab, dem Geltungsbereich (global/spezifisch) und der Dauerhaftigkeit (stabil/instabil).

Die meisten Fehlschläge führen vorübergehend zu Traurigkeit, die jedoch überwunden wird. Bei manchen Menschen geht das schnell, andere erholen sich aber auch von kleineren Misserfolgen nur schwer. Durch die Dimension der Dauerhaftigkeit wird beeinflusst, wie lange das Gefühl der Hilflosigkeit anhält und durch die Dimension des Geltungsbereichs, ob es sich auf einen Teilbereich des Lebens beschränkt.

Die Auswirkungen der dritten Dimension (internal/external) sind weniger eindeutig. Wer immer den Umständen die Schuld gibt, macht es sich damit einerseits leicht. Andererseits schränkt der externale Erklärungsstil die gefühlte Einflussnahme ein. Die Wahrheit liegt sowieso oft in der Mitte: Völlige Ohnmacht ist ebenso selten wie totale Kontrolle, für Glückspilze ebenso wie für Miesepeter.

Fortsetzung folgt…

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