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NaNoWriMo Tag 2

Die Hauptbeschäftigung im NaNoWriMonat November ist das unbekümmerte Drauflosschreiben. Doch einige Vorbereitungen können hilfreich sein:

»Schreiben ist ein verdammt raues Geschäft, und das heißt, wenn du es nachlässig betreibst, macht es dich schneller kaputt als ein Verriss. Bevor du also Kapitel Eins oben auf eine jungfräuliche Seite tippst (und dann eine Woche davorsitzt und dich fragst, was du als nächstes tun sollst), mach deine Hausaufgaben für jede deiner Figuren.« (Robert Peck: »Fiction is Folks«)

Hausaufgaben klingen nach Arbeit, und tatsächlich wird es mühsam: Jede Hauptfigur benötigt einen Namen und eine Biographie. Joanne Rowling fand einige Namen für ihre Protagonist*innen auf alten Friedhöfen. »Minerva McGonagall« ist ein angemessener Name für die stellvertretende Leiterin einer Schule für Hexerei und Zauberei und der Name »Remus Lupin« passt zu einem Professor für die Verteidigung gegen die dunklen Künste.

Lange grübelte Otfried Preußler über den Namen für seinen polternden Räuber, als der bereits alles hatte, was er zur Ausübung seines Berufs brauchte: Seine Pfefferpistole und die sieben Messer am Gürtel, eine standesgemäße Räuberhöhle und sogar den ebenbürtigen Gegenspieler, Wachtmeister Dimpfelmoser. »Aus solcher Lage gibt es nur einen Ausweg«, schrieb Otfried Preußler. »Will der einzig mögliche Name sich nicht von selber einstellen, muss man eben versuchen, ihn aufzuspüren. Das kann langwierig sein, aber man darf nicht aufgeben.« 

Otfried Preußler gab nicht auf, »… bis sich dann, wie von selbst, eines Tages der Name Hotzenplotz einstellte. ›Hotzenplotz‹– passte er nicht wie der Räuberhut auf den struppigen Räuberschädel?« Die Mühe hat sich gelohnt: »Von jetzt an ist nämlich alles sehr schnell gegangen. Mein Räuber, der Räuber Hotzenplotz war unwiderruflich zum Leben erwacht. Und zu was für einem! Nicht nur das Schreiben hat plötzlich Spaß gemacht, weil die Geschichte nun wie von selber dahingelaufen ist.« 

Die Hauptfigur wurde also erschaffen und benannt, und nun wird sie den Autor oder die Autorin lange begleiten. Dabei hilft Sympathie und Interesse: Wer von seinen Figuren fasziniert ist, wird motivierter mit ihnen zusammenarbeiten. 

Die Biographie der Figuren schreiben die Autor*innen nur für sich selbst. Sie kann von der Geburt bis zum Beginn des Romans reichen oder sogar schon früher beginnen, wenn die Familiengeschichte einen großen Einfluss hat. Dadurch werden sie zu alten Bekannten, deren Meinungen man ebenso kennt wie ihre Werte, Interessen und Gewohnheiten. Wer noch Fragen hat, stellt sie den Figuren einfach direkt, in einem fiktiven Interview, wie es James N. Frey vorführt:

Protagonist: »Natürlich habe ich manchmal Angst, aber ich kann nicht einfach weglaufen.«

Autor: »Ich verstehe – Sie wetteifern gewissermaßen mit Ihrem Vater. Zigarette?«

Protagonist: »Sie wissen doch, dass ich nicht rauche.«

Autor: »Richtig, ich erinnere mich. Mal sehen… wie ich gehört habe, wählen Sie republikanisch.«

Protagonist: »Falsch! Ich bin aus Rücksicht auf meine Familie eingetragenes Mitglied bei den Republikanern. Im Grunde bin ich unpolitisch. Ich gehe nicht oft wählen, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen. Entweder denke ich nicht dran oder es scheint keine große Rolle für mich zu spielen, wer gewählt wird. Ich weiß sowieso nicht genau, worum es eigentlich geht, und die Kandidaten sehen für mich alle gleich aus.«

Vielleicht macht er ja morgen eine Ausnahme? Ausblenden lässt sich die Präsidentschaftswahl der Vereinigten Staaten kaum.

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