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NaNoWriMo Tag 1

Es klingt großspurig, wenn der amerikanische Autor James N. Frey eine Anleitung verspricht, »Wie man einen verdammt guten Roman schreibt«. Wer sich als Anfänger*in am »National Novel Writing Month« beteiligt, strebt eher eine tägliche Schreibroutine an als einen verdammt guten Roman. Aber falls gleich der erste Entwurf verdammt gut wird, schadet es ja auch nicht. 

Bei jedem Handwerk und jeder Kunst lohnt es sich, das Material sorgfältig auszuwählen: Das Holz für die Bildhauerei, den Stoff fürs Nähen und die Hauptfiguren für den Roman: Wenn sie nichtssagend und eindimensional sind, verlieren Leser*innen bald das Interesse, und falls dann niemand weiterliest, bringt auch ein verdammt guter Spannungsbogen nichts. Randfiguren brauchen keine vielschichtige Persönlichkeit. Der Pizzabote klingelt, liefert die Pizza ab und geht wieder. Das war sein Auftritt. Welche Motive er hat, als Pizzabote zu arbeiten, und was seine Zukunftspläne sind, spielt keine Rolle. 

Die Held*innen dagegen sind dreidimensional: Wie sehen sie aus? Wie sind sie aufgewachsen? Welche Ängste, Wünsche und Talente haben sie? Außerdem sind sie dynamisch, denn statische Figuren haben laut James N. Frey keine Existenzberechtigung: »Figuren, die angesichts des Dilemmas, vor dem sie stehen, wie gelähmt sind, Waschlappen, die Konflikten aus dem Weg gehen, sich zurückziehen und leiden, ohne zu kämpfen, sind für Sie nicht brauchbar. Das sind statische Figuren, und die meisten von ihnen sollte ein früher Tod dahinraffen, bevor sie die Gelegenheit haben, auf den Seiten Ihres Romans aufzutauchen und alles zu verderben.«

Der Pizzabote wird zwar niemals im Mittelpunkt stehen, aber wenigstens hat er eine höhere Lebenserwartung.

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