charakterisier.bar

Forereffekt

Der klinische Psychologe Bertram Forer glaubte nicht an Astrologie. Trotzdem las er die Horoskope verschiedener Zeitungen und bastelte daraus die ausführliche Beschreibung einer Person, die manchmal aufgeschlossen ist und manchmal zurückhaltend, die ihre Schwächen ausgleichen kann und zur Selbstkritik neigt. »Sie sind stolz auf Ihr unabhängiges Denken und nehmen anderer Leute Aussagen nicht unbewiesen hin.«

Das Resultat seiner Bastelarbeiten legte er seinen Studierenden vor. Allerdings hatten sie vorher einen angeblichen Persönlichkeitstest ausgefüllt, und dann schwindelte Bertram Forer sie ein wenig an. Er behauptete, der Text sei die Auswertung dieses Tests. Dass alle den extakt gleichen Text erhielten, wussten sie nicht.

Anschließend sollten die Studierenden bewerten, wie gut die Charakterisierung auf sie zutraf, auf einer Skala von 0 (= trifft gar nicht zu) bis 5 (= trifft sehr gut zu). Sie vergaben durchschnittlich 4,3 Punkte für einen Text, der ihnen unabhängiges Denken bescheinigte.

Die Aussagen waren allgemein formuliert und schmeichelhaft. Damit wollte Bertram Forer den Erfolg von Pseudowissenschaften erklären. Ob ihm die Hellseher vorhergesagt hatten, dass ein Effekt nach ihm benannt werden würde, ist nicht überliefert. Ein anderer Name ist »Barnumeffekt«, nach dem Zirkusgründer Phineas Taylor Barnum und seinem Kuriositätenkabinett, das »a little something for everybody« bot.

Wie die Jünger*innen von Brian von Nazareth, die gleichzeitig sein wollten wie alle anderen und individualistisch noch dazu.

»Ihr seid doch alle Individuen.«
»Ja! Wir sind alle Individuen.«
»Und ihr seid alle völlig verschieden.«
»Ja! Wir sind alle völlig verschieden.«
»Ich nicht.«
»Pssst!

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