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Imagination

Eine Konferenz für Wissenschaft und kritisches Denken mit dem Namen »SkepKon« lässt Nüchternes erwarten. Wenn der Motivationspsychologe Timur Sevincer über das Thema »Manifestieren« spricht, geht es wissenschaftlich zu. Er stellt vier Konzepte der Wissenschaft vor, die sich mit Manifestierung überschneiden:

1. positive Phantasie

Die Vorstellungskraft wird genutzt, um sich Ereignisse zu visualisieren, die nie passiert sind. Im Sport lässt sich das gut praktizieren: Sind Sportler*innen erfolgreicher, die sich selbst bereits auf der Siegertreppe sehen? Wirkt sich die Visualisierung positiv auf die Anstrengung aus? Das lässt sich gut messen. Die Wissenschaft zeigt einen gegenteiligen Effekt: Wer sich vorstellt, schon angekommen zu sein, strengt sich tendenziell weniger an und ignoriert die Hindernisse auf dem Weg.

2. Ergebnis- versus Prozesssimulationen

Die Visualisierung kann sich auf das Ergebnis beziehen, beispielsweise auf die erfolgreiche Prüfung, oder auf den Weg dorthin, das Üben und Lernen. Auch einen Vortrag im Kopf durchzugehen, bereitet sinnvoll auf das Vortragen vor. Prozesssimulationen sind sinnvoller als Ergebnissimulationen.

3. selbsterfüllende Prophezeiungen

Der Pygmalion-Effekt geht auf ein Experiment von Robert Rosenthal und Lenore Jacobson zurück, bei dem willkürlich einzelne Schüler*innen als besonders begabt bezeichnet wurden. Diese Erwartungen bewirkten tatsächlich bessere Leistungen.

4. Zielpsychologie

Ziele sind mentale Repräsentationen erwünschter Ereignisse. Das muss nicht unbedingt eine Visualisierung beinhalten. Die Forschung zeigt, dass Ziele besonders dann motivieren, wenn sie konkret und herausfordernd aber realistisch sind. Bei der Zielverfolgung hilft die Planung, wann welcher Schritt zur Zielverfolgung umgesetzt wird.

Timur Sevincer wird von seinen Studierenden häufig gefragt, wie sie sich auf ihre Prüfungen vorbereiten sollen. Dann antwortet er nicht, sie sollen visualisieren, wie sie Bestnoten bekommen, sondern wann sie welchen Inhalt für die Klausur vorbereiten werden. Ganz nüchtern.