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Quantenphysik?

Physikerzitate verleihen Renommee, und so wird manchen etwas angedichtet, was sie vermutlich nie gesagte haben. Vielleicht auch diese Anekdote:

Vor über hundert Jahren erhielt Max Planck den Nobelpreis in Physik. Anschließend präsentierte er überall in Deutschland die neue Quantenphysik, und sein Chauffeur kutschierte ihn herum. In München kam den beiden die Idee, zum Spaß die Rollen zu tauschen. Mittlerweile hatte der Chauffeur den Vortrag so oft gehört, dass er sich auf die Bühne stellte und Max Planck im Publikum saß, mit der Chauffeursmütze auf dem Kopf.

Zwar beherrschte der Chauffeur den Vortrag auswendig, aber ihm fehlte das Hintergrundwissen, um die Nachfrage eines Physikers zu beantworten. Doch schlagfertig war er: »Diese Frage ist so einfach, dass sie sogar mein Chauffeur beantworten kann«, sagte er und übergab Max Planck das Wort.

Ob diese Geschichte tatsächlich so passiert ist oder nur gut ausgedacht, verrät der Schriftsteller Rolf Dobelli nicht. Er warnt vor Menschen mit Chauffeurswissen und Showqualität, die sich als Expert*innen für Themen ausgeben, denen sie nicht gewachsen sind. Warren Buffett rät: »Kennen Sie Ihren Kompetenzkreis und bleiben Sie darin. Es ist nicht so furchtbar wichtig, wie groß dieser Kreis ist. Aber es ist furchtbar wichtig zu wissen, wo genau die Kreislinie verläuft.«

Laut Richard Feynman liegt die Quantentheorie mit hoher Wahrscheinlichkeit außerhalb dieses Kompetenzkreises: »Wer glaubt, die Quantentheorie verstanden zu haben, hat sie nicht verstanden.«

Im Jahr 2012 beschrieb die Neue Zürcher Zeitung unter dem Titel »Eine Theorie für Mysteriöses: Von der Quantenphysik zur Quantenreligion« wie die Quantenphysik vielen als Erklärung dient: »Deren Umkehrschluss ist von entwaffnender Simplizität: Quantenphysikalische Phänomene sind seltsam, also ist alles Seltsame quantenphysikalisch erklärbar. Weil eigentlich niemand diese Theorie versteht, lässt sich mit ihr alles verstehen. Das ist natürlich ein Denkfehler, aber seine Ausbeutung feiert eine Hochkonjunktur.«

Jürgen Beetz richtet sich mit seinem Buch »Atomphysik für Höhlenmenschen und andere Anfänger« an Laien. Er schreibt: »Viele, die darüber reden, verstehen die Quantenphysik nicht und ziehen nur falsche Analogieschlüsse daraus. Sie übertragen Effekte unzulässigerweise vom Mikrokosmos auf unsere Welt. Damit öffnen sie allerlei paarwissenschaftlichen Interpretationen Tür und Tor.«

Maximilian Doeckel und Jonathan Focke widmen ihre neueste Folge der »Quarks Science Cops« der inflationären »Quantenmanifestation«. Da bekommen diffuse Versprechungen einen scheinbar wissenschaftlichen Anstrich, garniert mit dem einen oder anderen angeblichen Zitat von Albert Einstein. Die Science Cops vermuten, gerade weil die Quantenphysik als kompliziert gilt, sei sie beliebt bei den »Manifestierer*innen«.

Sie diskutieren die Möglichkeit, die Manifestierfans könnten manifestieren, dass der Wissenschafts-Podcast abgesetzt wird. Ihre Gegenmanifestation lautet, dass sie auch weiterhin den unwissenschaftlichen Unsinn austreiben werden. Ein Gleichgewicht des Schreckens: Meine Manifestation ist stärker als deine Manifestation.

Ihr Fazit: Das Manifestieren lohne sich für die Manifestiercoaches, die mit Manifestieren reich werden. Ein Beweis, dass es funktioniert?