typisier.bar
Lerntypen
Schon im Jahr 1975 entwickelte der Biochemiker Frederic Vester die erste Theorie zu den vier verschiedenen Lerntypen. Was ist dran an der Unterteilung in »visuelle«, »kinästhetische«, »verbale« und »auditive« Typen? Gar nichts, sagt Daniel Willingham von der University of Virginia.
Nicht nur der auditive Lerntyp wird bemerken, dass der Titel seines Buches pessimistisch klingt: »Why don’t students like school? A cognitive scientist answers questions about how the mind works and what it means for your classroom.«
Daniel Willingham gesteht ein, dass es durchaus plausibel erscheint, den Lehrstil an den Lernstil anzupassen. Manchen Menschen gelingt es besser, sich Formen und Bilder zu merken als Stimmen und Töne oder Bewegungen und Tänze. Doch das sei trivial und nicht der Gegenstand von Lerntypentests.
Die Versuchspersonen sehen beispielsweise einige Begriffe als Bilder, andere werden ihnen vorgelesen. Anschließend wird getestet, wie viele davon im Gedächtnis bleiben. Allerdings geht es dabei nur darum, wie gut die Bedeutung gelernt wurde. Ein visueller Test würde dagegen fragen, ob Farbbilder oder Schwarz-Weiß-Fotos gezeigt wurden und ein auditiver Test, ob die Stimme weiblich oder männlich war.
Die meisten Lerninhalte beziehen sich auf Bedeutungen. Wenn die Form von Ländern oder die Aussprache von Fremdwörtern gelehrt wird, dann sind jeweils Lernende mit gutem visuellen oder auditivem Gedächtnis im Vorteil. Die Theorie von den Lerntypen würde jedoch prognostizieren, dass es für den auditiven Lerner besser ist, auch Landesgrenzen auditiv zu lernen und für die visuelle Lernerin, die Phonetik zu sehen.
Doch warum sind Lerntypentests so beliebt?
Es kann tatsächlich passieren, dass einer Person die (auditive) Erklärung nicht ausreicht und dann eine (visuelle) Analogie hilfreich ist – aber nicht unbedingt, weil es sich um einen visuellen Lerntyp handelt, sondern vielleicht war einfach die Analogie anschaulich. Für alle Lernenden.
Daniel Willingham befragte Studierende der University of Virginia, von denen 90 Prozent den Mythos von den Lerntypen akzeptierten.
Ein kinästhetischer Typ würde darüber den Kopf schütteln.