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Schreibanleitung

Wie er mit dem Schreiben begonnen hat, wird er gefragt. Das amerikanische Library Speakers Consortium lud den schwedischen Schriftsteller Fredrik Backman ein, um über Bücher wie »Ein Mann namens Ove« oder »Britt-Marie war hier« zu sprechen, aber auch über seinen unkonventionellen Lebenslauf.

Nach einem abgebrochenen Studium der Religionswissenschaft hatte Fredrik Backman viele Jobs. Sogar als Tellerwäscher hat er gearbeitet, und ganz indirekt wurde er dadurch zum Millionär.  

Im Alter von 25 Jahren beschloss Fredrik Backman auszuprobieren, ob er auch mit Schreiben Geld verdienen kann. Wenigstens das Gehalt für einen Tag pro Woche wollte er sich erschreiben, um nur noch an den übrigen vier Werktagen jobben zu müssen. 

Da er nicht wählerisch war und zunächst jeden Auftrag annahm, schrieb er in Zeitschriften für junge Männer, alte Männer, alte Frauen, junge Frauen, Familien… Dadurch lernte er, die unterschiedlichsten Zielgruppen zu adressieren. Ihre verschiedenen Ausdrucksweisen hatte er schon durch seine Jobs kennengelernt. Als Tellerwäscher und Gabelstaplerfahrer und Kammerjäger. Außerdem bloggte er jahrelang. Heute nennt er das Bloggen seinen Spielplatz und seine Universität, da er nie zu einem Kurs für kreatives Schreiben zugelassen wurde. Durch den Blog hat Fredrik Backman seine Erzählstimme entwickelt.

Seinen Schriftstellerkollegen Niklas Natt och Dag bewundert er für die organisierten Tabellen und Computerprogramme, die seine Figuren und den Schreibprozess dokumentieren, während Fredrik Backman die Ideen zunächst in seinem Kopf aufbewahrt. Gelegentlich schreibt er sie auf Briefumschläge, die er Wochen später benötigt, aber nicht wiederfindet. Ideen hat er ständig, im Supermarkt oder auf der Straße, und sie sind für ihn der Grund, sich an den Schreibtisch zu setzen, nicht Schreibroutinen oder festen Schreibzeiten. 

Das Schreiben sei die Konsequenz der Ideen. Wenn er lange genug über seine Geschichte nachdenke, möchte er sie schließlich aufschreiben. Daher erlebe er keine Schreibblockaden, was ihm kaum jemand glaube. Er setze sich nie an den Schreibtisch ohne eine Idee, da es ihm nicht gelinge, Inspiration zu erzwingen. Dadurch verbringe er mehr Zeit mit dem Denken als mit dem Schreiben. 

Als Schwede wählt Fredrik Backman IKEA-Möbel zur Illustration: Manchen gelingt es, der Montageanleitung zu folgen und die Einzelteile in der richtigen Reihenfolge und zügig zusammenzusetzen. Er dagegen kippt alles auf den Boden und braucht dadurch viel länger, wird frustriert, aber baut immer weiter, bis schließlich das Möbelstück montiert ist. 

So schreibt er auch seine Bücher, ist überrascht über das Ergebnis und jedes Mal überzeugt, dass es ihm nie wieder gelingen wird, ein weiteres Buch zu schreiben. 

Sein wichtigstes Talent sei die Unbeirrbarkeit, nicht aufzugeben. Damit schrieb er sich auf die internationalen Bestsellerlisten. Doch das größte Kompliment für ihn sei, wenn seine Bücher eine Konversation auslösen – wenn ein Griesgram wie Ove oder eine Pedantin wie Britt-Marie ins Gespräch kommen.

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