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Objektivität

Wer gehört dazu – und wer nicht? Der Sozialpsychologe Henri Tajfel erforschte diese Fragen mit seinen »Minimalgruppen«-Experimenten, bei denen Jugendliche entweder völlig zufällig durch Münzwurf auf zwei Gruppen aufgeteilt wurden oder auf der Grundlage von belanglosen Unterschieden wie der angeblichen Vorliebe für einen Kunststil. So gab es eine Kandinsky-Gruppe und eine Klee-Gruppe, deren Mitglieder weder Wassily Kandinsky noch Paul Klee kannten.

Auch untereinander kannten sich die Jugendlichen nicht und hatten während der Experimente keinen Kontakt zueinander. Dennoch identifizierten sie sich mit der eigenen Gruppe, bevorzugten sie und beurteilten die Gruppenangehörigen vorteilhafter.

Go, Paul!

Das kann harmlos sein: Die Fans der eigenen Fußballmannschaft haben nach Einschätzung ihrer Mit-Fans nicht nur das bessere Urteilsvermögen, sondern sind auch einfach die besseren Menschen.

Go, St. Pauli!

Der Autor Rolf Dobelli warnt jedoch: »Die Identifikation mit einer Gruppe verzerrt Ihre Sicht auf die Tatsachen.« Dann schlägt nicht nur der In-Group/Out-Group-Bias zu, sondern auch der Bestätigungsfehler. Bereits in seiner Jugend sagte der britische Naturforscher Charles Darwin diesem Denkfehler den Kampf an, obwohl es noch gar keine Fußballmannschaften gab, die er bevorzugen konnte.

»Wann immer Beobachtungen seiner Theorie widersprachen, nahm er sie besonders ernst. Er trug ständig ein Notizbuch mit sich herum und zwang sich, Beobachtungen, die im Widerspruch zu seiner Theorie standen, innerhalb von 30 Minuten zu notieren. Er wusste, dass das Hirn ›Disconfirming Evidence‹ nach 30 Minuten aktiv ›vergisst‹. Je gefestigter er seine Theorie einschätzte, desto aktiver suchte er nach widersprechenden Beobachtungen.«

Go, Charles!

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