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Ich schaffs
Ben Furman bezeichnet sich selbst als Verpackungskünstler. Probleme verpackt er in passende Fähigkeiten, die noch zu erlernen sind. Nebenbei ist er aber auch Facharzt für Psychiatrie und verkennt die Tragik einer Depression nicht, wenn er sie in »FHSV«umtauft.
Das Akronym klingt rätselhaft und steht für »Freude hat sich versteckt«. Wie konnte das passieren, wann hat sich die Freude versteckt und wovor? Über diese Fragen ließe sich endlos streiten, aber sie helfen nicht unbedingt beim Suchen. Helfer*innen helfen beim Suchen, und solche hilfreichen Mitstreiter*innen sind unverzichtbar für Ben Furmans Programm »Ich schaffs«.
Im finnischen Original heißt es »Ratkaisun avaimet lasten ongelmiin« und bedeutet wörtlich übersetzt »Der Schlüssel der Lösung der Probleme der Kinder«. Nicht nur Kinder stehen vor verschlossenen Türen, wenn sich der Schlüssel mal wieder versteckt hat. Da auch Erwachsene gelegentlich ihre Schlüssel suchen, gibt es für sie eine modifizierte Ich-schaffs-Version. »Der Schlüssel der Lösung der Probleme der Erwachsenen hat sich versteckt (DSDLDPDEHSV)« wäre als Titel ziemlich sperrig. Also wurde das Programm vielversprechend »Es ist nie zu spät, erfolgreich zu sein« genannt und auf 12 Schritte reduziert. Allerdings hält Ben Furman die genaue Anzahl und Reihenfolge der Schritte ohnehin für zweitrangig, solange die Haltung stimmt, die er »Fähigkeitsdenken« nennt. Probleme sind irgendwie peinlich. Von Fähigkeiten dagegen darf die ganze Welt erfahren; sie werden gefeiert, an andere weitergegeben, und anschließend wartet schon die nächste Fähigkeit darauf, ausgepackt zu werden.
Über Ben Furman zu schreiben, ist eine Gratwanderung: Wie kann es gelingen, seine durch und durch positive Methode darzustellen, ohne dass er wie ein grinsender Erfolgsprediger wirkt? Was unterscheidet seine spielerischen Vorschläge vom unkritischen positiven Denken? Neben Fachbüchern verfasst Ben Furman Kinderbücher wie »Antons Albtraum«, ein Titel, der kein übertrieben positives Denken befürchten lässt. Und doch ahnt man, dass Anton mit seinen Albträumen nicht alleine gelassen wird. Wie kommt also das gute Ende ins Spiel?
Mit mäßigem Erfolg probieren Antons Eltern die üblichen Maßnahmen gegen Albträume aus. Antons Oma dagegen verrät ihm ein Geheimnis: Es gibt gar keine Albträume. Keine Albträume? Nein, alle Träume haben ein gutes Ende, das man aber verpasst, wenn man ausgerechnet im spannendsten Moment aufwacht. Ohne das gute Ende wirken sie tatsächlich wie bedrohliche Albträume.
»Am Ende wird alles gut«, schrieb Oscar Wilde, »und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.«
Oscar Wilde und Antons Oma sind sich also einig. Sie wollen die Bedrohung nicht schönreden, sondern die Aufmerksamkeit auf die Fortsetzung lenken, die noch zu schreiben ist.
Vielleicht hat sich das gute Ende nur versteckt. Verraten wird es nicht, um die Spannung nicht zu zerstören. Aber wir können einander beim Suchen helfen.
Fortsetzung folgt…