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NaNoWriMo Tag 6

Schriftsteller*innen schreiben, das ist klar. Aber ebenso wichtig ist für sie das Auswählen: Welche Figuren, Situationen, Dialoge dürfen bleiben und welche müssen gehen? Je klarer die Prämisse formuliert wurde, desto einfacher ist die Entscheidung.

Bereits 335 vor Christus schrieb Aristoteles in seinem Buch »Poetik«: »Was ohne sichtbare Folgen vorhanden sein oder fehlen kann, ist gar nicht ein Teil des Ganzen.«

2335 Jahre später rät Stephen King zum gnadenlosen Streichen: »Was funktioniert, kann stehen bleiben. Was nicht… die Taste ENTFERNEN ist aus gutem Grund auf der Tastatur.«

Wie verändert sich die Geschichte, wenn ein Absatz fehlt? Gar nicht? Dann sollte er gestrichen werden. Das klingt herzlos, und Autor*innen fällt das Streichen sicherlich schwerer als Lektor*innen, besonders wenn das Schreiben viel Mühe bereitet hat und die Szene besonders gut gelungen scheint.

Lajos Egri fordert, dass nicht nur jede Szene, sondern sogar jede Dialogzeile, jeder Satz und jedes Wort dazu beitragen, die Prämisse zu belegen. Der Filmproduzent Kenneth MacGowan hält dagegen nicht viel von Prämissen: Für ihn sind das abgedroschene Phrasen, die als moralische Botschaft dienen sollen. Viele erfolgreiche Schriftsteller*innen seien schließlich ganz ohne Prämisse ausgekommen.

Doch gibt James N. Frey zu bedenken: »Wenn die Figuren sich durch einen Konflikt entwickeln, der zu einer Lösung führt, dann hat das Buch eine gute Prämisse; das ist unvermeidlich, auch wenn der Autor sich dessen nicht bewusst ist.« Das ist seine Prämisse, und wenn sie nicht gestrichen wurde, dann steht sie da noch heute.

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