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NaNoWriMo Tag 22

Nach dem Abitur beginnt Doris Dörrie ihr Theater- und Schauspielstudium an der »University of the Pacific« in Kalifornien. Das klingt glamourös, bis man die Erinnerung an ihre Studienzeit liest:

Ihre Mitbewohnerin Gwenolyn beklagt sich über the strange German girl, die sich die Beine nicht rasiert, gegen den Vietnamkrieg protestiert und komisches Englisch spricht. Weil es keine freien Zimmer auf dem Campus gibt, wird sie von der Hausmeisterin in die Küche verbannt, zusammen mit einer anderen Aussätzigen: »Mein Bett steht unter der Spüle, ihres neben dem Herd.«

Doch es sind selten die reibungslosen Erlebnisse, die faszinieren. »Mein schönstes Ferienerlebnis« verspricht einen wolkenlosen Himmel, blaues Meer und Langeweile, so wie auch keiner lesen will, »Was mir alles perfekt gelungen ist«.

Trotzdem streben viele nach Perfektion, im Leben und beim Schreiben: »Innerlich sitzen wir immer noch in der Schule und zittern vor der Rückgabe unserer Hefte. Wie rot sind die Seiten, wie viele Fehler habe ich gemacht, welche Note bekomme ich? Habe ich versagt? Es ist nicht genug. Ich bin nicht genug. Dagegen hilft: einfach schreiben.«

Fehler schüchtern ein – bis sie zur Norm erklärt werden. »Erwartungen radikal herunterzuschrauben, ist der Anfang. Fehler machen, ganz viele Fehler. Möglichst viele Fehler. Korrekte Grammatik und Orthographie aufzugeben, kann sehr viel Spaß machen. Das funktioniert allerdings nur noch, wenn man mit der Hand schreibt, sonst schlägt die Autokorrektur erbarmungslos zu. Autokorrektur ist ein ganz gutes Wort für das, was wir ständig mit uns selbst anstellen: Wir korrigieren uns, ehe wir Erwartungen nicht erfüllen können.«

Eine entlastende Angewohnheit ist: Herumschreiben, wie man beim Telefonieren herumkritzelt, ganz ohne künstlerischen Anspruch oder Autokorrektur. 

Wir freuen uns auf Anregung und Empfehlungen von Lehrenden und Lernenden (wer ist das nicht?!) per Mail oder einfach hier im Kommentarfeld.

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