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Grammatik

Eine legendäre Filmszene: Brian von Nazareth soll im Auftrag der subversiven Volksfront von Judäa heimlich den Slogan »Römer geht nach Hause« auf Lateinisch an die Palastmauer von Pontius Pilatus schmieren. »Romani ite domum« müsste es heißen, »Romanes eunt domus« schreibt jedoch der überforderte Brian und wird dabei von John Cleese erwischt, der einen gestrengen Centurio darstellt.

Jedes einzelne Wort lässt er den Schmierfinken deklinieren oder konjugieren, zieht ihn bei falschen Antworten am Ohr und hält ihm das Schwert an den Hals. Verängstigt nennt Brian schließlich die richtige Pluralform des Vokativs von »Römer«, den Imperativ von »gehen« und den Bewegungsakkusativ von »Haus«. Als Strafarbeit muss er den korrekten Satz im Auftrag des römischen Centurios hundertmal an die Palastmauer schreiben, sehr zur Freude der Volksfront von Judäa.

Fürs Grammatiklernen bedeutet das:

  1. Es ist nicht besonders hilfreich, Schüler*innen zu bedrohen oder an den Ohren zu ziehen.
  2. Hundertmal den gleichen Satz zu schreiben, ist auch keine geeignete Methode.
  3. Doch Brians Motivation kann sogar einen unpädagogischen Centurio kompensieren.

Wer Texte in einer Fremdsprache formuliert, ob schriftlich oder mündlich, muss vieles gleichzeitig bedenken, Vokabeln abrufen, die Schreibweise oder die Aussprache berücksichtigen und häufig mehrere Grammatikregeln anwenden. Diese Überlastung bewirkt, dass Regelwissen nicht unbedingt Fehler beim Sprechen verhindert. Selbst wer die relevanten Regeln verstanden hat und auch auswendig kennt, sagt oft das Falsche. So wie Brian auf Nachfrage die Regeln erklären kann, aber erst mal Küchenlatein produziert.

Das bedeutet nicht, die Grammatik auszublenden und ungeregelt draufloszureden. Nur fällt es dem Gehirn schwer, simultan über den Inhalt und über die Form nachzudenken. Als Lösung bieten manche Grammatikbücher deshalb fremdsprachige Mustersätze an, mit denen sich die Lernenden ein intuitives Sprachgefühl aufbauen sollen. Sie dienen als Prototyp für eigene Sätze, und in der Theorie funktioniert das sogar. Doch auch dabei macht uns das Gehirn einen Strich durch die Rechnung, denn es merkt sich eher den Inhalt von Sätzen als ihre Form.

Im Gedächtnis bleibt, was passiert ist, jedoch nicht unbedingt wortwörtlich als Satz, sondern als Vorstellungsbild. Wenn also beispielsweise Passivkonstruktionen erlernt werden sollen und ein Mustersatz aussagt, dass die Mauer von Brian beschmiert wird (passiv), werden sich die meisten nur merken, dass Brian die Mauer beschmiert (aktiv).

Robert Kleinschroth empfiehlt deshalb, Mustersätze zu lernen, die einprägsam sind, weil sie uns ansprechen, gefallen und dadurch tatsächlich merkwürdig sind. Je nach Geschmack eignen sich Graffiti und Witze, Zitate und Aphorismen, Liedtexte und eben Filmzitate. Der Film »Monty Python’s Life of Brian« bietet sie sogar auf Englisch und Lateinisch.

Den Satz »Romani ite domum« merken sich Brian-Fans sicherlich mühelos. Doch braucht man ihn vermutlich selten, denn wer will schon nette Römer*innen nach Hause schicken! Warum wollte eigentlich die Volksfront von Judäa die Römer loswerden? John Cleese spielt nicht nur den einschüchternden Centurio, sondern auch Reg, den Anführer dieser Widerstandsgruppe. Auf die rhetorische Frage: »Was haben die Römer je für uns getan?« erhält er eine lange Liste römischer Wohltaten zur Antwort, vom Aquädukt bis zum guten römischen Wein.

Die Frage »What have the Romans ever done for us?« ist eines dieser berühmten Zitate, das sogar britischen Brexit-Gegnern als Vorbild diente: »What has the EU ever done for us?«

Wir freuen uns auf Anregung und Empfehlungen von Lehrenden und Lernenden (wer ist das nicht?!) per Mail oder einfach hier im Kommentarfeld.

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