ableit.bar

Rechtschreibstrategien

Es sind nicht nur ungebräuchliche Wörter wie »Fußbodenschleifmaschinenverleih« oder »Regelstudienzeitüberschreitungsgebühr«, die von Schreibanfänger*innen höchste Konzentration erfordern.

Auch das harmlosere Wort »Vatertag«, das alle Jahre wieder an Bedeutung gewinnt, enthält zahlreiche Abweichung von der originellen aber lautgetreuen Schreibung »Fatatak«.

Wenn diese Phänomene im Unterricht gehäuft geübt werden, verleitet das zu Übergeneralisierungen. Falls es keinen besonderen Grund gibt, ein Wort mit »v« zu schreiben, ist das »f« viel wahrscheinlicher. Werden jedoch aktuell die Merkwörter mit »v« behandelt, dann entsteht bei den Schüler*innen leicht der Eindruck, dass das »v« häufiger wäre. Die Falschschreibung »Verkel« und »Verien« lassen vermuten, dass vor kurzem die Vorsilbe »ver-« thematisiert und übergeneralisiert wurde.

Das spricht dafür, Wörter üben zu lassen, die von den Kindern in freien Texten verwendet und falsch geschrieben wurden. Die Schulpsychologin Christine Mann plädiert für kognitive Zusätze. Mit diesen Merksätzen wird die Schreibweise des Wortes nicht nur eingeprägt, sondern kann bei Unsicherheit selbst erschlossen werden. Wenn sich die Abweichung nicht ableiten lässt, dann ist der Merksatz kurz und unvollständig: »Vater mit V.« Die ableitbaren Schreibungen dagegen bekommen einen zweiteiligen kognitiven Zusatz. Im ersten Teil geht es um die Denkbewegung, im zweiten Teil um die Schlussfolgerung: »Tag: gehört zu ›Tage‹, also mit g.«

Christine Mann unterscheidet zwischen Nachdenkwörtern (ableitbar) und Merkwörtern (nicht ableitbar). Außerdem gibt es die lautgetreuen Mitsprechwörter, die jedoch ebenfalls ihre Tücken haben können. Die pädagogisch herausgeforderte Drachendame Frau Mahlzahn macht in Michael Endes Geschichte von »Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer« vor, wie der manchmal kaum hörbare Buchstabe »r« ausgesprochen werden müsste, damit er korrekt geschrieben wird: »Kinderrr müssen lerrrnen.« Wer kein Drache ist, spricht dagegen nicht vom »Vaterrrtag«, und so klingt die Endung »-er« tatsächlich eher wie ein »-a«.

Nicht einmal Frau Mahlzahn gelingt es dagegen, die beiden stummen hs in ihrem Namen zum Klingen zu bringen. Stumm bleibt stumm. Doch folgen sie der Regel »Das stumme h, das ist nicht schwer, steht nur vor l, m, n und r.« Mahlzahn. Eine Übergeneralisierung wäre dann die falsche Schreibweise »Nahme«.

Beim Spieleklassiker »Stadt – Land – Fluss – Name (ohne h) – Tier – Beruf« werden in der Kategorie »Beruf« Wörter wie »Apfelpflücker«, »Bankräuber« (»gehört zu ›rauben‹, also mit äu«), »Clown« (»mit C und ow«), »Drachenbändiger« »(gehört zu ›Band‹, also mit ä«), »Erbsenzähler« (»gehört zu ›Zahl‹, also mit ›äh‹«) und »Fußbodenschleifmaschinenverleiher« (»mit ß und v«) geübt.

Wenn dann vorübergehend »Omer und Oper« geschrieben wird, sind das erfreuliche Fehler, und Omer und Oper werden das ebenso verzeihen wie der Vata.

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