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Vorurteile

Vorurteile lassen sich nicht verbieten. Aber lassen sie sich wegtrainieren? Schon seit dem Zweiten Weltkrieg wird untersucht, ob Diversity-Trainings einen positiven Effekt zeigen. Zwar können Menschen schnell dazu gebracht werden, einen Fragebogen scheinbar vorurteilsfrei zu beantworten, aber diese Antworten vergessen sie ebenso schnell wieder. Nur ein oder zwei Tage halten die positiven Effekte und manchmal erzielen solche Trainings sogar den gegenteiligen Effekt: Sie rufen eine Gegenreaktion hervor, so dass sich die Vorurteile verstärken.

Doch was hilft stattdessen?

Bereits in den 1950er-Jahren lieferte der Psychologe Gordon Allport eine bedeutende Erkenntnis: Vorurteile entstehen durch fehlenden Kontakt – und genau dieser Kontakt ist der Schlüssel zu ihrem Abbau.

In seinem Buch aus dem Jahr 1954 »The Nature of Prejudice (1954)« beschrieb Allport die sogenannte »Kontakt-Hypothese«. Wenn wir Menschen nicht kennen, neigen wir dazu, sie zu verallgemeinern und negativ zu bewerten. Doch sobald echter Kontakt entsteht, verändert sich unsere Wahrnehmung.

Allport erkannte jedoch, dass nicht jede Form von Kontakt automatisch Vorurteile abbaut. Er definierte vier entscheidende Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit Begegnungen zwischen verschiedenen Gruppen tatsächlich zu einer positiven Veränderung führen:

  1. Gleicher Status – Die Beteiligten sollten sich gleichberechtig begegnen, ohne dass eine Gruppe über die andere dominiert.
  2. Gemeinsame Ziele – Zusammenarbeit an einem übergeordneten Ziel stärkt den Zusammenhalt.
  3. Kooperation statt Konkurrenz – Der Kontakt sollte in einem Team erfolgen, in dem man aufeinander angewiesen ist.
  4. Unterstützung durch Autoritäten – Führungskräfte oder Lehrende müssen die Begegnung vorleben und fördern.

Diese Faktoren zeigen, warum bloße Lippenbekenntnisse und symbolische Gesten nicht ausreichen. Wenn eine Gruppe Macht über die andere hat oder die Begegnung erzwungen wird, entfaltet der Kontakt nicht die gewünschte Wirkung.