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Angst vor Mathematik
Angst und Sorge sind nicht gut fürs Gehirn. Ein Teil des Arbeitsgedächtnisses wird durch Angstreaktionen blockiert und die Aufmerksamkeit beschäftigt sich mit allem, was Angst macht. Angst ist sinnvoll, wenn lebensbedrohliche Gefahren lauern, die einen erhöhten Herzschlag, beschleunigte Atmung und angespannte Muskeln erfordern. Kinder im Mathematikunterricht benötigen dagegen eher Geduld, Fehlertoleranz und Selbstvertrauen.
Wie wird Matheangst definiert? »A feeling of tension and anxiety that interferes with the manipulation of numbers and the solving of mathematical problems in ordinary life and academic situations« (Ein Gefühl von Anspannung und Angst, das die Handhabung von Zahlen und das Lösen mathematischer Probleme im Alltag und in akademischen Situationen beeinträchtigt.) Diese Angst lässt sich noch unterscheiden in »trait-Angst« und »state-Angst«, also zeitlich überdauernde und situationsübergreifende Ängste und situationsspezifische Angstreaktionen.
Angst vor Mathematik ist nicht allein durch Prüfungsangst oder Angst vor der Bewertung der eigenen Leistungen erklärbar. Sie kann die Kriterien einer spezifischen Phobie erfüllen. Verschiedene Ursachen sind möglich wie Misserfolgserlebnisse, Bloßstellen durch eine Lehrkraft, negative Rollenmodelle und ungünstige Umweltfaktoren.
Die Folgen sind fatal: Die Angst vor Mathematik führt dazu, dass Kinder flüchtig und unkonzentriert arbeiten, mehr Fehler machen und mathematische Situationen vermeiden. Neben kurzfristigen Folgen kann die Mathematikangst langfristig zu einer geringeren Lernmotivation führen. Der Verhaltenstherapeut Lars Orbach schreibt: »Trotz zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema Mathematikangst ist nicht in Gänze geklärt, wie Kindern mit Mathematikangst am besten geholfen werden kann. Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Fördermaßnahmen notwendig sind, die einerseits an der Emotionsregulation und andererseits an der mathematischen Förderung ansetzen.«
Eine Veränderung der Bewertung mathematischer Situationen richtet sich an das Kind. Doch auch Lehrkräfte können durch einfühlsame und motivierende Kommunikation einer Mathematikangst vorbeugen. »Eine alleinige mathematische Förderung scheint nicht ausreichend zu sein, um die Ängste und Leistungseinbußen langfristig zu reduzieren. Neben der mathematischen Förderung müssen auch Affekt und Kognition in den Blick genommen werden.«