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Fehler
»Trotz Schule lernen« nannte Vera Birkenbihl ihre Abrechnung mit der Schule. Sie beschreibt, wie ein Kind im Vorschulalter noch unbekümmert aus seinen Fehlern lernt. Doch dann kommt die Einschulung: »Jetzt darf es keine Fehler mehr machen, es darf nicht mehr experimentieren und selbst herausfinden, wie etwas geht. Dies aber führt zu einer höchst negativen Entwicklung, die bis ins Erwachsenenalter hineinreicht: Betrachtete das Kind jeden Fehler früher als eine Situation, welche Neugierde auslöste (Was ist denn da los? Warum klappt denn das nicht? Wie geht es anders?), so wird jetzt ein Fehler zu einem Störfaktor.«
Der Autor Benedict Wells stürzt sich auch noch als Erwachsener wie ein Kind ins Schreiben und sieht Fehler als notwendige Umwege: »Das Füllen leerer Seiten verlang tausend Entscheidungen, schon statistisch gesehen sind viele davon ›Fehler‹. Doch genauso bedeutet Schreiben: Entwicklung. Wie oft steckt in der Hülle einer schwachen Szene die Idee für etwas Besseres? Offenbar braucht unsere Fantasie Umwege, muss sie manchmal erst im Kreis oder in die falsche Richtung rennen und an verschlossenen Türen rütteln.«
Perfektionismus kommt später ins Spiel: »Ich perfektioniere ungern, solgange die Iden noch sprießen. Perfektionieren bedeutet ein Aushärten von Plot und Szenen, doch ich versuche, die Geschichte möglichst lange biegsam zu halten, offen für größere spontane Eingebungen.«
Susan Sontag stellt hohe Ansprüche an die Schreibenden: »Ein Schrifsteller muss vier Menschen sein: 1. Der Verrückte. 2. Der Idiot. 3. Der Stilist. 4. Der Kritiker. 1 sammelt das Material; 2 lässt es auf die Leute los; 3 hat Geschmack; 4 ist intelligent.«