unwiderleg.bar

Mythen

»Bullshit Busters – Irrtümer und Mythen aus Seminaren und Vorträgen« nannte der Psychologe Axel Ebert seinen Vortrag auf der »SkepKon«, der Konferenz für Wissenschaft und kritisches Denken. Darin beschäftigte er sich nicht nur mit dem wissenschaftlichen Bullshit der anderen, sondern auch mit der Suche nach der eigenen Dummheit, denn auch er habe viel Bullshit erzählt. Als Trainer wurde er gebeten, seine Anekdoten zu veröffentlichen, und suchte nach den Quellen. Dabei stellte er fest, dass die meisten Geschichten längst widerlegt wurden.

Zwar war ihm peinlich, dass auch er ein aktiver Bullshitter war. Doch er erinnerte sich daran, was sein Vater immer gesagt hatte: »Junge, du bist nie umsonst auf der Welt – du kannst immer noch als schlechtes Beispiel dienen.« Deshalb veröffentlichte er das Buch nicht wie geplant, sondern suchte 21 Mythen heraus und unterteilte sie in Täuschung, in Überholtes und in Verallgemeinerungen. Das Resultat: »Bullshit Busters: 21 Irrtümer und Mythen aus Vorträgen, TV und Büchern«

Ein Problem bei der Recherche von Täuschungen sei: »Wie findet man etwas heraus, was nie stattgefunden hat?« Der Antirealismus besage, dass es egal sei, was erzählt werde, solange es mit Inbrunst erzählt werde.

Vor allem in der Gehirnforschung finde sich viel Überholtes und widerlegte Annahmen wie die linke und die rechte Gehirnhälfte, die für Rationalität oder Emotionalität zuständig wären oder die Behauptung, wir würden nur 10 Prozent des Gehirns nutzen. Auch die Lerntypentests gehören zu den Theorien, die zwar plausibel aber durch Metastudien widerlegt sind: Es habe keinen Vorteil beim Lernen, einen bevorzugten Sinneskanal zu verwenden. Optimal sei immer eine Mischung aus Gehörtem, Gesehenem und Gelesenem.

Bei den Verallgemeinerungen stecke in vielen Theorien ein wahrer Kern, der aber so überinterpretiert, aus dem Kontext gerissen oder unzulässig auf andere Bereiche übertragen werde, dass er nicht mehr stimme. Gerne bedienen sich Managementtrainings aus der Quantenphysik, Systemtheorie oder Hirnforschung, weil das kompliziert genug sei, dass niemand wage zu widersprechen.

Axel Ebert befürchtet: »Ein Esoteriker kann in drei Minuten mehr behaupten, als zehn Forscher in ihrem Leben widerlegen können.« Doch es gebe eine gute Möglichkeit, einen Bullshitter zu enttarnen. Der Hinweis »Ich habe da andere Informationen« werde beantwortet mit: »Ist mir egal.«

Der amerikanische Astrophysiker Carl Sagan plädierte für »Offenheit gegenüber neuen Ideen und kritische Bewertung aller Ideen, der alten und der neuen.« Axel Ebert empfiehlt den »neuesten Schrei aus der Wissenschaft. Es nennt sich ›Nachdenking‹.«