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Musik beim Lernen

Darüber haben Generationen von Jugendlichen mit Generationen von Eltern gestritten: Stört Musik beim Lernen oder unterstützt sie sogar? Tatsächlich sind die Antworten nicht ganz eindeutig und bieten Potential für weiteren Streit.

Der Neurowissenschaftler Eckart Altenmüller klingt ermutigend: »Musik hat zwei große Einflüsse. Der Erste ist: Musik kann die Stimmung verbessern und wenn ich gute Emotionen beim Lernen habe, dann lerne ich schneller und besser. Zweitens kann Musik tatsächlich bestimmte Denkstrukturen und kognitive Strukturen verändern. Personen, die viel Musik hören, haben zum Beispiel ein besseres Arbeitsgedächtnis und wer Musik hört und Musik macht, kann besser Sprachen lernen.«

Doch was ist dabei zu beachten? »Es gibt in der pädagogischen Forschung immer wieder Untersuchungen dazu, wie zum Beispiel Hintergrundmusik Schülerinnen und Schülern bei ihren Schulaufgaben unterstützen kann. Da ist im Wesentlichen gezeigt worden, dass die Hintergrundmusik zunächst einmal nicht zu ablenkend sein darf. Das heißt, die Musik muss leise sein und sie sollte bekannte Musik umfassen. Auch muss es Musik sein, die die Kinder und Jugendlichen mögen.«

Passend zum Titel ihres Buches »Still und stark. Die Kraft introvertierter Kinder und Jugendlicher« fokussiert sich Susan Cain auf die Lautstärke der Musik:  »Der Psychologe Russell Geen ließ introvertierte und extravertierte Studienteilnehmer mathematische Aufgaben lösen und setzte sie, während sie daran arbeiteten, Hintergrundgeräuschen wechselnder Lautstärke aus. Er stellte fest, dass die Introvertierten eine bessere Leistung brachten, wenn das Hintergrundgeräusch leiser war, während die Extravertierten auch bei lauten Hintergrundgeräuschen gut arbeiten konnten.«

Laut Eckart Altenmüller hängt der Einfluss der Musik auf das Lernen nicht nur von der Person ab, sondern auch vom Fach: »Grundsätzlich ist es so, dass alle sprachlichen Aufgaben, also zum Beispiel Vokabeln lernen, durch Hintergrundmusik gestört werden, denn das Gehirn verwendet überlappende neuronale Schaltkreise für sprachliche und musikalische Verarbeitung. Die meisten non-verbalen Aufgaben, zum Beispiel Geometrie, Algebra, Kunst können dagegen von Hintergrundmusik profitieren.«

Georg Brunner von der pädagogischen Hochschule in Freiburg unterscheidet zwischen Instrumentalmusik und Gesang: »Was man aber berücksichtigen muss ist, dass es hierbei stark auf die Musikauswahl ankommt. So wurde festgestellt, dass Musik, die Gesang enthält, für die meisten eine eher ablenkende Wirkung hat, es sei denn, der Gesang wurde bereits in dem Maße verinnerlicht, dass dieser für die jeweilige Person in den Hintergrund rückt und folglich keine ablenke Wirkung mehr hat.«