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Bemühung

Arbeitszeugnisse müssen wohlwollend formuliert sein. Was im Schulzeugnis einer glatten Sechs entspricht, klingt dann gar nicht so negativ: »… hat sich bemüht« scheint jedoch einen Misserfolg zu implizieren. Die Psychologieprofessorin Carol Dweck sieht das anders. Ihr Buch »Selbstbild. Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt« ist ein Loblied auf das Bemühen. Es geht um Untersuchungen, die Carol Dweck Ende der neunziger Jahre zum Selbstbild durchführte.

Zwei Gruppen von Kindern sollten Mathematikaufgaben lösen. Die erste wurde Gruppe für ihre Intelligenz gelobt, die zweite Gruppe für ihre Anstrengung. Was nach einem minimalen Unterschied klingt, hatte einen deutlichen Einfluss auf das Selbstbild der Kinder. Als sie nach ihrem Prüfungsergebnis gefragt wurden, logen fast 40 Prozent der ersten Gruppe, aber nur 10 Prozent der zweiten Gruppe.

Zwar ist es schmeichelhaft, wenn Intelligenz und Talent gelobt werden. Doch aus Angst, beides wieder zu verlieren, werden schwache Leistungen verheimlicht. Laut Carol Dweck ist es sinnvoller, Lernverhalten und Durchhaltevermögen zu loben, selbst nach einem Misserfolg. Auch eine gute Vorbereitung garantiert keinen Erfolg, erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit für die Zukunft. Ein Zauberwort ist für Carol Dweck das Wort »noch«. Noch hat es nicht geklappt.

Umgekehrt kann auch wenig Anstrengung zu guten Resultaten führen, wenn Anforderungen zu leicht sind. Wer bei einer Siegesfeier sagt: »Das war zu einfach für dich. Welche Herausforderung würde besser passen?«, wird vermutlich nicht mehr eingeladen. Doch tatsächlich ist es sinnvoll, die Aufmerksamkeit vom Resultat auf die verpönte Anstrengung zu lenken.