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Loci-Technik
»Übung macht den Meister«, behauptet ein Sprichwort und »Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen« ein anderes. Dennoch werden Gedächtnisweltmeister häufig für Naturtalente gehalten, die vom Himmel fallen.
Genetische Veranlagung oder Gedächtnistraining? Diese Frage erforschten das Münchner Max-Planck-Institute für Psychiatrie und die Radbound-Universität in Nijmegen. 51 Laien traten gegen 23 Champions an, prägten sich mit der Loci-Technik Wörter ein und näherten sich an deren Gedächtnisleistung an.
Die sogenannte Loci-Methode hat sich schon seit der Antike bewährt. Der Gedächtnisweltmeister Boris Nikolai Konrad ist überzeugt: »Wenn es um die eigentlichen Gedächtnistechniken geht, ist die Loci-Methode die wirkungsvollste. Machen Sie doch einmal eine kleine Übung in Ihrer Vorstellung: Stellen Sie sich bitte Ihre Wohnungs- oder Haustür vor. Überlegen Sie, wie Sie nach Hause kommen und die Tür aufmachen. Was sehen Sie? Wie sieht es da aus? Ich meine jetzt nicht, dass wieder mal Staub gesaugt werden müsste. Denken Sie an die Einrichtung. Also, bei mir, das weiß ich, steht gleich rechts ein Kleiderständer, daneben führt die Tür ins Badezimmer. Das Spannende ist jetzt nicht, dass Sie wissen, wie es zu Hause aussieht, sondern wie Sie das ausnutzen können – für die Routenmethode und um dort ›Bilder abzulegen‹.«
Das können Namen sein, Zahlen, Wissensinhalte… Wie gut die Methode funktioniert, konnte Boris Nikolai Konrad beweisen. Doch wie lässt sich das erforschen? »Es gibt leider viele falsche Vorstellungen darüber, wie es genau geht. Selbst unter Gedächtnisforschern. Da gibt es etwa eine Studie, bei der die Forscher Probanden in den Magnetresonanztomografen gelegt und ihnen darin einen fiktiven Raum beschrieben haben, in dem diese sich dann Dinge merken sollten.«
Hier wurde die Methode unter ungünstigen Bedingungen erprobt: »Ich bin schwer von den Probanden beeindruckt, dass sich einige auf diese Weise überhaupt mehr merken konnten als vorher. Vielen gelang das aber nicht. Was diese Forscher zur Schlussfolgerung veranlasste, dass die Methode nicht bei allen funktioniert. Und mich zur Bitte an alle wissenschaftlichen Kollegen, doch bitte etwas genauer hinzuschauen, bevor sie Methoden einsetzen, die sie nicht verstanden haben. In dieser Studie wurden nämlich zwei ganz wesentliche Aspekte vernachlässigt. Erstens, die Gedächtnisrouten müssen vorbereitet werden. Das ist sicher der Grund, warum die Methode nicht viel bekannter ist. Auch bei Gedächtnisgeschichten, Schlüsselwörtern zum Sprachenlernen oder beim Namenmerken ist etwas Training wichtig, um darin schneller und besser zu werden und auf diese Weise richtig zu profitieren. Bei der Routenmethode muss aber wirklich Vorarbeit geleistet und etwas Zeit investiert werden, um die Gedächtnisrouten ›anzulegen‹. Zweitens sollten die Routen an die eigene Erinnerung, an das autobiografische Gedächtnis anknüpfen. Sie funktionieren besonders gut an Orten, die man gut kennt oder an denen man zumindest anwesend war.«
Die Vorarbeit ist geleistet. Und jetzt? »Was können sie jetzt mit Ihrer Route anfangen? Da die Liste der Wegpunkte in Ihrem Gedächtnis gut verankert ist, können Sie diese nun als Hilfsmittel verwenden. Es lohnt sich, zunächst mit einfachen Wörterlisten zu üben, bevor Sie sich aufmachen, Wikipedia vollständig auswendig zu lernen.«
Aber das ist erst der zweite Schritt. Vorher empfiehlt der Gedächtnisweltmeister: »Denken Sie sich eine Route mit 50 Wegpunkten bei sich zu Hause aus.«