angewöhn.bar
21-Tage-Mythos
In der Selbsthilfeliteratur spielt diese Zahl eine wichtige Rolle: 21 Tage dauert es angeblich, um eine neue Gewohnheit zu etablieren.
Doch woher kommt diese überraschend konkrete Zeitangabe? Die Idee wurde erstmals in den 1960er Jahren vom Schönheitschirurgen Maxwell Maltz in seinem Buch »Psycho-Cybernetics« vorgestellt. Er schrieb: »Gewöhnlich dauert es mindestens 21 Tage, bevor sich bei einem geistigen Bild ein fühlbarer Wandel einstellt. Auch in der plastischen Chirurgie gehen wir davon aus, dass es etwa 21 Tage dauert, bevor der Patient sich an sein neues Gesicht gewöhnt hat. Und wenn jemand umzieht, braucht es circa drei Wochen, bevor er sich zu Hause fühlt. Diese und viele andere Beobachtungen zeigen, dass es mindestens 21 Tage dauert, ehe ich ein altes geistiges Bild auflöst und eine neue Gestalt annehmen kann.« Einen wissenschaftlichen Hintergrund hat diese Zahl nicht.
Das auf ganz unterschiedliche Gewohnheiten zu übertragen, egal wie komplex und verwurzelt sie sind, erscheint nicht plausibel. Die britische Forscherin Phillippa Lally bat 96 Versuchspersonen, sich eine gesunde Routine anzugewöhnen, beispielsweise Ernährung oder Bewegung. Durchschnittlich dauerte die Automatisierung 66 Tage.
Die Spanne reichte von 18 bis 254 Tagen. Die Dauer hing von den Personen ab und vom Verhalten, das verändert werden soll, ob ein Verhalten durch ein gleichwertiges ausgetauscht wurde oder eine liebgewordene durch eine unattraktive Gewohnheit. Werden Äpfel durch Birnen ersetzt oder Schokolade durch Sellerie?