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Kürzen
Wann kann man Brüche kürzen? Eine Sechstklässlerin findet eine überzeugende Antwort jenseits der Mathematik: »Kürzen kann man nur, wenn man Bock hat.«
Warum wird in der Bruchrechnung überhaupt gekürzt, ob mit oder ohne Bock?
Gekürzte Brüche sind übersichtlich und mit ihnen lässt sich leichter rechnen.
Der Journalist Thilo Baum sieht diese Vorteile auch für gekürzte Sprache: »Wenn wir kürzen, machen wir also aus wenig prägnanter Sprache prägnante Sprache, ohne den Inhalt zu ändern oder weniger prägnant zu sein. Wir machen Sprache treffend.«
So wie zwei Sechstel nicht mehr sind als ein Drittel, wird der Inhalt nicht reduziert, wenn man doppelte Verneinungen und Verschachtelungen weglässt.
»Wenn wir aus dem ›operativen Eingriff‹ eine ›Operation‹ machen und aus dem ›Heilungsprozess‹ eine ›Heilung‹, wird unsere Sprache nicht unhöflich – und übrigens auch nicht wissenschaftlich ungenau – sie wird nur klar und prägnant.«
Allerdings funktioniert das nur, wenn man Bock hat, auf Klarheit und Verständlichkeit. Der österreichische Schriftsteller Alfred Polgar sprach sogar von Vollkommenheit:
»Ein Text ist nicht dann vollkommen, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern nichts mehr weglassen kann.«
Und wer hat keinen Bock auf vollkommene Texte?