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klare Sprache

Thilo Baum nennt sich einen »Klartext-Experten«, förmliche Kommunikation nennt er menschenfeindlich und sein Buch »Komm zum Punkt! So drücken Sie sich klar aus.« Da wir mit Menschen kommunizieren, sollen wir menschlich kommunizieren, nicht suchmaschinenoptimiert oder bürokratisch.

Klare Kommunikation illustriert er mit einer Zielscheibe. In der Mitte der Zielscheibe stehen Sätze, die sich nicht kürzen lassen. Als Beispiel wählt Thilo Baum den Satz: »Der Verband beantragt einen Zuschuss.«

Der erste Schritt in die Bürokratie ist ein überflüssiges Adjektiv: »Der Verband beantragt einen finanziellen Zuschuss.«

Überflüssige Silben verlängern das Wort Zuschuss: »Der Verband beantragt eine finanzielle Bezuschussung.«

Das Verb wird nominalisiert: »Der Verband nimmt die Beantragung einer finanziellen Bezuschussung vor.«

Aus Aktiv wird Passiv: »Seitens des Verbandes wird die Beantragung einer finanziellen Bezuschussung vorgenommen.«

Die Hauptaussage kommt in einen Nebensatz: »Es ist festzuhalten, dass seitens des Verbandes die Beantragung einer finanziellen Bezuschussung vorgenommen wird.«

Fünf Schritte machen also aus 37 Zeichen 114. Mehr Silben verbessern selten den Text: »Brauchen wir wirklich sieben Silben, um statt ›Teil‹ hochtrabend ›integraler Bestandteil‹ zu sagen?«

Was sind die Gründe für die förmliche Kommunikation? Warum kommunizieren auch solche Unternehmen im Kanzleistil, die sich innovativ und dynamisch nennen? »Wer verknotet denkt, wird kaum einen klaren Gedanken formulieren.«

Absichtlich oder unabsichtlich wird vom Inhalt abgelenkt: »Wer sich geschwollen ausdrückt, rückt die Botschaft in den Hintergrund und sagt – oder schreibt – eher etwas über sich selbst als das, worum es geht.«

Klare Kommunikation wird nicht immer vom Sprechen aufs Schreiben übertragen: »›Ein geläufiger Denkfehler ist, im Geschriebenen müssten wir uns gestelzter ausdrücken, als wenn wir sprechen. Dabei wirkt gestelzte Sprache sowohl gesprochen als auch geschrieben unangenehm: Es ist egal, ob jemand wichtigtuerisch redet oder schreibt.«

Außerdem glauben viele Menschen an einen »deutlichen stilistischen Unterschied zwischen unseren privaten Formulierungen und unseren Formulierungen am Arbeitsplatz. Im Unternehmen sagen wir: ›Ihre Leistungen erscheinen in letzter Zeit sehr verbesserungswürdig.‹ Kommt unser Sohn mit einer schlechten Note nach Hause, sagen wir aber nicht: ›Nach deinen jüngsten Leistungen im Fach Mathematik in den vergangenen Wochen und Monaten erscheint es uns einmal mehr als eine überlegenswerte Option, über Optimierungspotenziale zu sprechen.‹«

Sein Appell ist natürlich auch klar: »Kommuniziert in der Mitte der Zielscheibe.«

Oder anders ausgedrückt: Es bleibt zu hoffen, dass die Kommunikation in der zentralen Mitte der Zielscheibe durchgeführt wird.