wahrnehm.bar
Sinneseindrücke
Eine Dimension des Myers-Briggs-Typenindikators beschreibt die Verarbeitung der Sinneseindrücke und unterscheidet zwischen intuitiver (N) und sinnlicher Wahrnehmung (S).
In der Umgangssprache wird der Begriff »intuitiv« uneinheitlich verwendet, beispielsweise als Synonym für »emotional«, wenn etwa von »intuitiven Entscheidungen« die Rede ist.
Beim MBTI ist mit Intuition dagegen die Wahrnehmung durch unvermittelte Einsicht gemeint. Intuitive N-Typen sehen die Welt nicht so sehr, wie sie ist, sondern welche Möglichkeiten sie bereithält. Theoretische Vorstellungen sind für sie wirklicher als beobachtbare Tatsachen. Dadurch kann ein N-Typ auf S-Typen unpraktisch und verträumt wirken, während ein S-Typ umgekehrt den N-Typen phantasielos und buchstabengläubig erscheint.
S-Typen möchten klare Antworten auf klare Fragen. Sie nehmen alles wörtlich, während N-Typen an symbolischen Bedeutungen interessiert sind. Was passiert also, wenn ein N-Typ versucht, einer Gruppe von S-Typen ein Gleichnis zu erzählen?
Brian: »Seht, da war ein Mann, und der hatte zwei Knechte.«
Arthur: »Und wie hießen die?«
Brian: »Das weiß ich nicht. Und er gab ihnen einige Talente…«
Eddie: »Du weißt es nicht?!«
Brian: »Das spielt doch keine Rolle.«
Arthur: »Er weiß nicht, wie sie hießen!«
Brian: »Gut, also die Namen waren Simon und Adrian. Also…«
Arthur: »Ohh! Du sagtest doch, du weißt es nicht!«
Brian: »Es spielt wirklich keine Rolle. Worum es geht ist, dass diese beiden Knechte…«
Arthur: »Er erfindet die Geschichte einfach!«
Brian: »Nein, das tu ich nicht. Und er gab ihnen…«
(aus: »Das Leben des Brian« von Monty Python)
Natürlich bemerken auch N-Typen Details. Und auch S-Typen können sich mit komplexen Theorien beschäftigen. Es geht aber, wie bei allen vier Skalen, um die Bevorzugung einer der beiden Pole: Je mehr sich jemand auf die Einzelheiten konzentriert, desto eher gerät der große Zusammenhang aus dem Blick – und umgekehrt.
Nur etwa 25 Prozent der Bevölkerung wird als intuitiv eingeschätzt. Dadurch haben diese Menschen gelegentlich das Gefühl, von Erbsenzähler*innen umzingelt zu sein. Umgekehrt ist es auch für S-Typen schwierig, wenn sie unter N-Typen fallen. Richard Bents und Reiner Blank schreiben: »Als Richards Tochter erfuhr, dass sie die einzige ›S‹ in einem Haushalt voller ›N‹s war, erklärte sie: ›Jetzt weiß ich, warum ihr mir niemals klare Antworten gebt. Ihr könnt das nicht!‹«