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Schriftart
Hat die Schriftart einen Einfluss auf die Lesbarkeit? Inzwischen wird von einigen Schriften behauptet, sie seien besonders geeignet für Leseschwache. Wissenschaftliche Belege fehlen noch.
In seiner Doktorarbeit verknüpfte der Anglist David Gerlach die Legasthenieforschung mit der Fremdsprachenforschung: Was ist zu beachten, wenn Schüler*innen mit Legasthenie die Fremdsprache Englisch lernen? Er entwickelte das »wordly-Rechtschreibtraining für lese-rechtschreibschwache Englischlerner« und wählte für seine Arbeitsblätter eine Schrift ohne Serifen. Der Begriff aus der Druckkunst bezeichnet die Füßchen als Verzierung von Buchstaben. David Gerlach belegt mit Studien von Bernard et. al (2002) und Wilkins et. al. (2007), dass Kinder mit Leseschwäche serifenlose Schriften besser lesen können als Schriften mit Serifen.
Bessere Lesbarkeit führt zu höherer Lesegeschwindigkeit. »Ein verlangsamter Leseprozess wirkt sich vor allem auf das Leseverständnis aus, da die Gedächtniskapazität nicht ausreicht, um die Informationen erfolgreich zu behalten und zu bearbeiten«, schreibt die Didaktikerin Christiane Ritter. Das Lesetraining »Potsblitz« entwickelte sie an der Universität Potsdam, so dass das »s« von »Pots-« keine Rechtschreibschwäche, sondern beabsichtigt ist.
Der Sprachkritiker Wolf Schneider ergänzt: »Ein Einschub, der uns nicht aus der Bahn werfen soll, darf nicht mehr als drei bis neun Wörter umfassen. 12 Silben sind der Durchschnittswert für das, was ein Mensch in 3 Sekunden liest; und 3 Sekunden breit ist unser ›Gegenwartsfenster‹: das, was uns als Einheit erscheint, was unser Kurzzeitgedächtnis ohne Mühe überbrücken kann. Dies bedeutet, dass der Schreiber sich hütet, das logisch oder psychologisch Zusammengehörige um mehr als 12 Silben auseinanderzureißen, wie die Grammatik es durchaus erlaubt, ja häufig nahelegt.«