vereinfach.bar

Unverständlichkeit

Wie reagieren Leser*innen, die einen Text nicht verstehen? Halten sie sich für dumm? Sind sie beeindruckt? Täuschen sie vor, alles zu verstehen?

Die Psychologen Inghard Langer, Friedemann Schulz von Thun und Reinhard Tausch von der Universität Hamburg wollten etwas für Verständlichkeit und gegen Nachlässigkeit und Rücksichtslosigkeit der Verfasser*innen tun. Sie schreiben: »Schwer verständliche Texte und Reden beeinträchtigen die Klarheit des Denkens, sowohl bei dem Schreibenden als auch bei dem Lesenden.« So entstand bereits in den 1970er Jahren das Hamburger Verständlichkeitskonzept und ein Trainingsprogramm für verständliche Textgestaltung.

Ursprünglich dachten sie, der Grund für Schwerverständlichkeit läge in der Sache selbst oder an fehlenden Fähigkeiten der Leser*innen. Während ihrer Forschung änderte sich das: Die Unfähigkeit betrifft auch die Schreibenden. »Heute ist unsere Auffassung: Wenn ein Text schwer zu verstehen ist, so liegt das in den wenigsten Fällen an seinem Inhalt. Der Inhalt ist meistens gar nicht so kompliziert. Er wird erst kompliziert gemacht – durch eine schwer verständliche Ausdrucksweise.«

Sie nennen verschiedene Gründe für die Schwerverständlichkeit: Absichtslose Gedankenlosigkeit oder absichtliche Verschleierung und schließlich Selbstdarstellung. »Wir hoffen, dass in Zukunft eine solche Textgestaltung keine Ehrfurcht mehr erweckt, sondern den Eindruck: Dieser Autor ist ziemlich rücksichtslos oder unfähig, sich in seine Leser und Zuhörer hineinzuversetzen.«