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Yerkes-Dodson-Gesetz

Angst kann durchaus von Nutzen sein – nicht nur in Gesellschaft von Raubtieren. Der Angstforscher Borwin Bandelow zitiert eine kanadische Studie: »Angst sichert das Überleben – diese Erfahrung mussten Aquarienfische machen, die unfreiwillig an einer Untersuchung in Kanada teilnahmen.

Die Guppys wurden 60 Stunden mit einem Raubfisch, dem Gemeinen Schwarzbarsch, konfrontiert. Fische, die den Barsch mieden wie die Pest, hatten eine Überlebensrate von 40 Prozent. Von den mittelgradig Ängstlichen, die sich ab und zu einmal dem Raubfisch näherten, um ihn näher zu betrachten, überlebten nur noch 15 Prozent. Die Furchtlosen allerdings, die ausgiebig die Nähe des Killerbarsches suchten, hatten eine Überlebensrate von exakt null Prozent.«

Auch für Menschen gilt, dass Angst in tatsächlichen Gefahrensituationen hilfreich sein kann. Emotionale Reaktionen sind im Laufe der Evolution entstanden, um uns zu schützen. In der Steinzeit war es sicherlich sinnvoll, auf Bedrohung mit Muskelanspannung zu reagieren, und manchmal ist es das auch heute noch. Zu sozialen Ängsten passt diese Reaktion weniger.

Niemandem wird ein Haar gekrümmt, wenn er eine Prüfungsfrage nicht beantworten kann oder bei einem Vortrag den Faden verliert. Häufig bemerken es die Zuhörer*innen nicht einmal, während der Vortragende glaubt, sich fürchterlich blamiert zu haben. Außerdem sollen Redner*innen ja nicht flüchten oder kritische Fragesteller*innen verhauen (wobei die Stresshormone zweifellos helfen könnten), sondern einen klaren Kopf bewahren. Unter dem Einfluss von Stresshormonen schaltet das Gehirn auf automatische Denkweisen um, und diese behindern Geistesgegenwart und Flexibilität.

Aber wären wir ganz ohne Lampenfieber oder Prüfungsangst zu entspannt, um uns zu bemühen? Robert Yerkes und John Dodson beobachteten Mäuse, die wohl selten mit Lampenfieber und Prüfungsangst zu kämpfen haben. Doch das von ihnen entwickelte Aktivationsmodell scheint auch für Zweibeiner zu gelten. Zwischen Erregungsniveau und Leistung besteht demnach ein umgekehrt U-förmiger Zusammenhang: Im gelangweilten Zustand sind Bestleistungen ebenso selten wie im Zustand der Angst. Die Leistungsfähigkeit ist dann am höchsten, wenn wir mittelmäßig angespannt sind. Aber wie werden wir das?

Fortsetzung folgt…

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